Bildung in Kolumbien

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Teufelskreis: Armut und fehlende Möglichkeiten zur Bildung

Das kolumbianische Bildungssystem weist insgesamt ein hohes Niveau auf. Seit einigen Jahren hat Bildung auch in der Innenpolitik einen hohen Stellenwert und stellt den höchsten Einzelposten im staatlichen Haushalt dar (Auswärtiges Amt). Trotzdem ist Bildung nicht für alle jungen Kolumbianer gleichermaßen verfügbar, wodurch die soziale Ungleichheit zwischen verschiedenen Regionen, Stadtteilen, ethnischen Herkünften und Gesellschaftsschichten stetig verstärkt wird.

Schulsystem in Kolumbien

Es gibt in Kolumbien theoretisch für alle Schüler eine neunjährige Schulpflicht, praktisch werden jedoch nur ca. 90 % der kolumbianischen Kinder eingeschult (Auswärtiges Amt). Die Schullaufbahn besteht aus einer zweistufigen, insgesamt neunjährigen Grundbildung. Weitere zwei Jahre an einer Oberschule schließen mit einem „Bachiller“ (ähnlich dem deutschen Abitur) ab, der die Qualifikation für ein Studium darstellt. Um an der Universität angenommen zu werden, ist aber zusätzlich eine Aufnahmeprüfung notwendig. Hier gibt es ausführlichere Infos zum Bildungssystem in Kolumbien: https://www.bq-portal.de/de/db/berufsbildungssysteme/3601 (BQ-Portal).

Universitäten in Kolumbien

Es gibt kostenlose staatliche Schulen und private Schulen, die Schulgebühren einfordern. Leider gibt es zwischen staatlichen und privaten Schulen, und auch dem ländlichen und dem städtischen Raum, große Qualitätsunterschiede in der Bildung. Auf der einen Seite gibt es sehr gute, meist teure Schulen in den großen Städten, die Schüler gut auf universitäre Aufnahmeprüfungen vorbereiten. Auf der anderen Seite gibt es viele öffentliche Schulen, vor allem in Regionen, die von Armut geprägt sind, die nur über die nötigsten Mittel verfügen, um Schülern ein Grundniveau an Bildung zu vermitteln.  So festigt sich schon in der frühen Bildung eine soziale Benachteiligung von Kindern aus Haushalten mit geringem Einkommen.

Nach der Schule besteht die Möglichkeit, sich an einer der 80 Universitäten des Landes für ein Studium einzuschreiben. Im Unterschied zu Deutschland umfassen Universitäten und Hochschulen in Kolumbien sowohl akademisch-wissenschaftsorientierte als auch sehr praxisnahe Studiengänge, wodurch sie ein Stück weit die Funktion der deutschen Berufsausbildung und Berufsschulen miterfüllen. Eine weiterführende Bildung nach dem Schulabschluss ist also essentiell, um einen guten Arbeitsplatz und angemessene Bezahlung zu erlangen.

Der Fehler im System

An allen Universitäten werden Studiengebühren erhoben. Während sich die 32 staatlichen Universitäten in der Höhe der Studiengebühren am Einkommen der Eltern orientieren, fordern die 50 privaten Universitäten, auch für deutsche Verhältnisse, hohe Studiengebühren. Um an einer staatlichen Universität aufgenommen zu werden, müssen jedoch schwere Aufnahmeprüfungen bestanden werden, die eine gute Vorbildung aus der Schule voraussetzen. Jemand, der eine öffentliche Schule besucht hat, hat es so schwerer, einen Studienplatz an einer bezahlbaren, staatlichen Universität zu bekommen. Häufig stammen jedoch genau die Schüler*innen, die eine öffentliche Schule besucht haben, aus Haushalten mit geringerem Einkommen, da sie sich teure Schulgebühren nicht leisten können. Beim Übergang in eine Universität oder Berufsausbildung fehlen benachteiligten Jugendlichen dann die Mittel, Studiengebühren zu bezahlen und so gehen viele junge Kolumbianer*innen als ungelernte Arbeitskräfte und Hilfsarbeiter arbeiten, um sich und ihre Familien zu finanzieren. Ein Studium oder eine solide weiterführende Ausbildung werden von vielen jungen Kolumbianer*innen erst mal in die Zukunft geschoben und bleiben häufig Wunschträume. Dabei würde ein guter Abschluss an einer Hochschule diesen jungen Menschen den Zugang zu Arbeitsplätzen verschaffen, mit denen sie sich und ihre Familie besser absichern können. Ca. 50% der Jugendlichen erhalten eine Form von höherer Bildung (Auswärtiges Amt)

Die Vernachlässigung der (höheren) Bildung

Die öffentlichen Universitäten sind häufig unterfinanziert. Nach dem Regierungswechsel im Jahr 2018 gab es landesweit mehrere Monate andauernde Studentenproteste, die mehr Mittel für die öffentliche, höhere Bildung forderten. Mit Hilfe eines Videos und eines Texts erklären unsere Geförderten Carlomán, Deivis und Natalia, sowie Sebastián und Angie, was genau das Problem ist.

Quellen

Auswärtiges Amt: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/kolumbien-node/-/212764

BQ-Portal: https://www.bq-portal.de/de/db/berufsbildungssysteme/3601

DAAD: https://www.daad.de/medien/der-daad/analysen-studien/bildungssystemanalyse/kolumbien_daad_bsa.pdf

Mineduación: https://www.mineducacion.gov.co/sistemasdeinformacion/1735/w3-article-212350.html