Unabhängige Literatur in Kolumbien: Das Schriftsteller*innen-Kollektiv Escritores del Puente („Schriftsteller*innen der Brücke“)

Journalismus-Studentin und Lazos-Geförderte Natalia stellt uns hier die Arbeit des neu ins Leben gerufene Schriftsteller*innen-Kollektiv Escritores del Puente („Schriftsteller*innen der Brücke“) vor. Das Kollektiv versteht sich als künstlerischer Protest gegen die Missstände in der kolumbianischen Gesellschaft und Regierung. „Unser Kollektiv entsteht durch das Schreiben, es verändert die Perspektive auf die Welt und erweitert die Horizonte der Vorstellungskraft. Dabei geht es um eigene Erlebnisse und Erinnerungen, sowie darum Menschen Stimmen zu verleihen, die wir in und an den Rändern der kolumbianischen Gesellschaft finden.“, schreibt Natalia. Genaueres über Entstehung, Ziele und bereits realisierte Projekte des Kollektivs erfahrt ihr hier (texto español abajo):

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Foto aufgenommen bei den Workshops zum literarischen Schaffen in Puente Aranda

Geschrieben von Natalia Ramirez Amado und der Redaktion des Kollektivs „Escritores del Puente“

Das Schriftsteller*innen-Kollektiv „Escritores del Puente“ („Schriftsteller*innen der Brücke“) ist eine Initiative, die aus einem Workshop für kreatives Schreiben entstand, der von IDARTES (Instituto Distrital de Las Artes; „Bezirksinstitut der Künste“) in der Puente Aranda, Bogotá, Kolumbien, organisiert wurde. Der Workshop bestand aus sechzehn Sitzungen zwischen dem 13. Juli und dem 16. November 2019. Unter der Leitung von María Antonia León kamen in den Sitzungen verschiedenste Methoden zum Einsatz. Dabei hat auch ihre Verbindung zur Kunst, Musik, mündlicher Erzählung und multimedialen Inhalten eine große Rolle gespielt. Das Lesen von theoretischen und literarischen Texten, die Erkundung durch die Sinnen und die Interaktion von Stimme und Wort, sowie das Schreiben von Erzählungen und Geschichten und die Vermittlung von literarischen Inhalten – all dies begleitet uns als Kollektiv bis heute.

Abgesehen davon, dass wir uns als gemeinschaftliches schriftstellerisches Projekt definieren, sind wir Menschen, die sich leidenschaftlich für das Schreiben begeistern. Wir sind Menschen, die ihren Scheitelpunkt „am Ende der Brücke, auf der anderen Seite der Mauer“ gefunden haben, wie es in unserer offiziellen Erklärung heißt, in der wir erzählen, wie und wo wir aufeinandertrafen. Wir begannen, Brücken zu überqueren, um letztendlich eine gemeinsame zu bauen. Wir trafen uns zufällig in diesem Workshop und haben dort beschlossen, all unsere Fähigkeiten, Talente und Ideen zu bündeln, und dieses großartige Projekt über den Workshop hinaus voranzubringen.

Das Redaktionskomitee des Kollektivs „Escritores del Puente“ besteht aus einer multidisziplinären Gruppe junger Studierender und Berufstätiger mit einem gemeinsamen Ziel: die Entwicklung einer regionalen gemeinschaftlichen Redaktion, die sowohl neuen Perspektiven innerhalb der heutigen kulturellen Gesellschaft eine Stimme gibt, als auch die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks jedes ihrer Mitglieder fördert. Die Gruppe gliedert sich in die redaktionelle Koordination, Koordination von Design und Illustration und Koordination von Werbung, Marketing und Verbreitung unserer Arbeiten. Dabei existieren innerhalb des Kollektivs keine Hierarchien; so ermöglichen wir eine horizontale Kommunikation zwischen unseren Mitgliedern.

Unsere Mitglieder teilen eine politische Haltung, die die Ungerechtigkeiten, die in Kolumbien an der Tagesordnung stehen, ablehnt. Aus diesem Grund drückt sie ihre Nonkonformität durch die Kunst aus und fordert eine Veränderung – insbesondere aufgrund von mehr als 50 Massakern, die im Laufe des Jahres 2020 in Kolumbien registriert wurden. Wir erkennen, dass Kolumbien erneut eine Zeit der Gewalt erlebt, nun im Kontext einer Gesundheitskrise, in der der Tod das tägliche Brot ist. Trotz der Unterzeichnung des Friedensabkommens im Jahr 2016 sind wir mit der systematischen Ermordung von sozialen, ökologischen und indigenen Aktivist*innen und Führungspersönlichkeiten, Studierenden und anderen Vertreter*innen eines Projekts zum Aufbau dieses Landes konfrontiert.

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Foto aufgenommen bei den Workshops zum literarischen Schaffen in Puente Aranda

Unter den Projekten, die dieses junge Literaturkollektiv bisher realisiert haben, können wir Folgende festhalten:

Latido y bocanada – Herzschlag und Atem

„Latido y bocanada“ ist ein literarisches Fanzine der Poesie und des Kürzestgeschichte-Erzählens, wobei es auch andere literarische Formen, wie mittellange Erzählungen, kurze Briefe, offene Dialoge und Bekenntnisse einschließt. Die zweiundzwanzig Texte, aus denen „Latido y bocanada“ besteht, haben den zerrissenen Vers gemeinsam, sowie Momente, in denen die Sprache ihren eigenen Schritten und Personen folgt, und Zeichen, die mit unserer eigenen Trostlosigkeit verschmelzen. Hier herrscht Wahnsinn und Ratlosigkeit, die urbane Szene wird zum Mythos, Einsamkeit taucht auf, ein Wort verdichtet sich, wie ein dickes Seil. Etwas wird enthüllt: der Zahn der Nacht oder die Orchidee eines verwandelten Gesichts.
Dieses Fanzine wurde von „Escritores del Puente“ erstellt, also von Studierende des Workshops für kreatives Schreiben von Puente Aranda.

Antología de las moscas – Anthologie der Fliegen

Wenn wir über das Summen nachdenken, kommt uns zwangsläufig ein Geräusch in den Sinn. Ein Geräusch, das uns unbehaglich macht, Flügel, die zu keinem anderen Zweck schlagen, als zu dem Zweck des Existierens, nach einer Metamorphose, die sich in irgendeinem Glas Wasser vollzog, vergessen unter dem ältesten Stuhl des Hauses. Die Fliegen beschlossen, sich zusammen zu tun. Sie hörten auf, den Wind zu schlagen. Sie alle gingen auf die Straße und überquerten die Brücke, die ihnen ihre Sensibilität zurückgab. Nun summten wir Poesie in einem Kochtopf (in Anlehnung an einer in Lateinamerika weit verbreiteten Protestform des Schlagens auf Kochtöpfe), schalteten den Fernseher aus und befreiten die im Nebel der Plaza de Bolívar gefangenen Worte. Wir waren es leid, nicht schlafen zu können, und perfektionierten unseren Flug auf diesem Weg der Blätter. Wir Fliegen zeigen stolz die Wunden, die die Flucht der Hände hinterlassen haben. Jetzt erforschen wir eine angemessenere Sprache mit einer neuen Art des Empfindens. Wenn Sie, liebe Leser*innen, an diesem Punkt angelangt sind, laden wir Sie ein, Ihre Augen zu öffnen und Ihre Ohren frei zu machen, um an diesem neuen Fliegengewirr teilzuhaben.

Hay una palma de cera creciendo en mi ombligo – Es wächst eine Wachspalme in meinem Bauchnabel

Gewinner des Stipendiums „Publicación de Antologías de Talleres Literarios“ („Veröffentlichung von Anthologien literarischer Workshops“), ein Stipendium, das vom kolumbianischen Ministerium für Kultur vergeben wird, ist unser Werk „Es wächst eine Wachspalme in meinem Bauchnabel“ („Hay una palma de cera creciendo en mi ombligo“). Es wird als ein illustriertes Anatomie-Lexikon mit bestimmten Elementen eines Atlas präsentiert. Jeder unserer Sinne wird ohne akademische Formalismen beschrieben. Im Gegensatz dazu wird jeder Sinn auf umgangssprachliche Weise dargestellt, wobei die im Land oder in einer bestimmten Region Kolumbiens gebräuchlichen Redewendungen der Sprache übernommen werden.
Wir stellen eine Reihe von Texten vor, die nach dem jeweiligen Sinn geordnet sind, der den jeweiligen Autor*innen zu ihrer Arbeit inspirierte. Es handelt sich um verschiedene literarische Gattungen und sie geben einen Überblick über die einzigartige, persönliche und erfahrungsbezogene Perspektive der Autor*innen. Unser Kollektiv entsteht durch das Schreiben, es verändert die Perspektive auf die Welt und erweitert die Horizonte der Vorstellungskraft. Dabei geht es um eigene Erlebnisse und Erinnerungen, sowie darum Menschen Stimmen zu verleihen, die wir in und an den Rändern der kolumbianischen Gesellschaft finden.

Unter folgenden (spanischsprachigen) Links könnt ihr die Arbeit des Kollektivs genauer kennenlernen:

https://www.escritoresdelpuente.com/
https://www.facebook.com/escritorespuente
https://www.instagram.com/escritoresdelpuente/

Literatura independiente en Colombia: El colectivo Escritores del Puente

La estudiante de comunicación social y miembro de Lazos Colombua, Natalia, nos introduce aquí en el trabajo del recién fundado colectivo Escritores del Puente. El colectivo se ve a sí mismo como una protesta artística contra las injusticias de la sociedad y el gobierno colombiano. „Desde los acontecimientos y recuerdos propios o resaltando la voz de personajes que podríamos encontrarnos en los rincones colombianos porque de eso se trata escribir en un colectivo emergente, cambiar la perspectiva del mundo y así mismo ampliar los horizontes de la imaginación.“, escribe Natalia. Pueden encontrar más información sobre los orígenes del colectivo, los objetivos y los proyectos ya realizados aquí:

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Fotografía tomada en los Talleres de Creación Literaria de Puente Aranda

Redacción: miembro de Lazos Colombia Natalia Ramirez Amado con Comité editorial de “Escritores del Puente”

El colectivo Escritores del Puente nace como una iniciativa gestada en el taller de escritura creativa organizado por el IDARTES (Instituto Distrital de Las Artes), en la localidad de Puente Aranda, Bogotá, Colombia. El taller constó de dieciséis sesiones desde el 13 de julio hasta el 16 de noviembre del año 2019. Las sesiones se construían a través de la didáctica de la literatura en la interacción con la voz y la palabra, la exploración creativa por medio de los sentidos, la construcción de narrativas e historias y la enseñanza de recursos y contenidos literarios. Gracias a la guía de María Antonia León, quien nos dejó textos tanto teóricos como de la literatura pura, su conexión con el arte, la música, la narración oral y los contenidos multimedia. Perspectivas que aún hoy, son parte de nuestro camino.

Más allá de definimos como un proyecto de escritura comunitaria, somos personas apasionadas por las letras, que encontraron su vértice “Al final del puente, al otro lado del muro” como lo dice nuestra frase oficial, donde se explica cómo y dónde nos encontramos. Hallamos el vehículo de unión y empezamos a cruzar puentes para construir uno solo. Nos topamos por casualidad en un taller local y decidimos unir todas nuestras habilidades, talentos e ideas para sacar adelante este gran proyecto que trascendió más allá del aula de clase.

El comité editorial del colectivo Escritores del Puente está integrado por un grupo multidisciplinar de jóvenes estudiantes y profesionales con un objetivo en común: el desarrollo de un grupo de edición comunitaria regional que responda a la necesidad de nuevas voces dentro de la sociedad cultural actual en conjunto con la libertad de expresión artística de cada uno de sus integrantes. Los grupos se dividen en Coordinación editorial, Coordinación de diseño e ilustración y Coordinación de publicidad, mercadeo y difusión. Al no tener títulos establecidos entre cada integrante del comité, posibilitamos la comunicación horizontal entre nosotros y la materialización de nuestros proyectos comunitarios.

Escritores del Puente tiene una postura política que rechaza las constantes injusticias que vive Colombia, por esto expresa su inconformismo a través del arte, y exige un cambio después de más de 50 masacres registradas en lo corrido de 2020. Reconoce como el territorio colombiano recicla su época de violencia en un contexto de crisis sanitaria, dónde la muerte es el pan de cada día. Pese a la firma de los Acuerdos de Paz en el 2016, nos hemos enfrentado a un asesinato sistemático de líderes sociales, ambientales, indígenas, estudiantes y demás representantes de un proyecto de construcción de país.

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Fotografía tomada en los Talleres de Creación Literaria de Puente Aranda

Entre los proyectos que ha generado este colectivo de literatura joven, podemos conocer los siguientes:

Latido y bocanada

Latido y bocanada es un fanzine literario de poesía y micro-cuento, aunque también tiene cuento-medio, micro-epístola, diálogo indeterminado y confesión; la lista puede seguir. Los veintidós textos que lo componen guardan en común el verso rasgado, momentos en los que el lenguaje regresa sobre sus propios pasos y personajes que se funden con nuestra propia desolación. Aquí hay locura y perplejidad; el episodio urbano se transforma en mito, la soledad emerge, una palabra aprieta, como un lazo grueso y cerrado. Algo se revela: el diente de la noche o la orquídea de un rostro transformado. Este fanzine fue elaborado por Escritores del Puente: estudiantes del Taller Local de Escritura Creativa de Puente Aranda, un espacio dispuesto por el Instituto Distrital de las Artes, Idartes, de la Alcaldía Mayor de Bogotá.

Antología de las moscas

Si se piensa en zumbar, necesariamente un sonido llega a nuestro imaginario. Un sonido que incomoda, unas alas que se baten sin ningún otro propósito más que existir después de una metamorfosis nacida en algún vaso de agua, olvidado debajo de la silla más vieja de casa. Las moscas decidieron unirse. Dejaron de golpear el viento. Salieron todas a las calles y cruzaron el puente que les devolvió la sensibilidad. Ahora zumbamos poesía en una cacerola, apagamos el televisor y rayamos para liberar las palabras atrapadas entre la niebla de La Plaza de Bolívar. Nos cansamos de no poder dormir y perfeccionamos nuestro vuelo en este camino de hojas. Las moscas lucimos orgullosas las heridas que han dejado el escape de las manos. Ahora exploramos un lenguaje más apropiado con una nueva forma de sentir. Si usted, querido lector, ha llegado hasta este punto, lo invitamos a despejar los párpados del suelo y despejar los oídos para ser parte de este nuevo zumbar de moscas.

Hay una palma de cera creciendo en mi ombligo

Ganadora de la Beca de Publicación de Antologías de Talleres Literarios del Ministerio de Cultura (Colombia). La obra se presenta a manera de diccionario de anatomía ilustrada, con ciertos elementos de un atlas. Cada uno de los sentidos es descrito sin formalismos académicos. En contraste, se presentan de manera coloquial cada sentido apropiando los dichos del lenguaje que son usados en el país o en una región específica de Colombia. Presentamos un número de textos distribuidos según el sentido en el que cada autor se inspiró para elaborarlo. Comprenden los diversos géneros literarios y dan cuenta de la perspectiva única, personal y vivencial. Desde los acontecimientos y recuerdos propios o resaltando la voz de personajes que podríamos encontrarnos en los rincones colombianos porque de eso se trata escribir en un colectivo emergente, cambiar la perspectiva del mundo y así mismo ampliar los horizontes de la imaginación.

Los invitamos a conocer nuestro trabajo, a través de:
https://www.escritoresdelpuente.com/
https://www.facebook.com/escritorespuente
https://www.instagram.com/escritoresdelpuente/