Seit August 2022 wird Kolumbien erstmals von einem linken Präsidenten und einer afrokolumbianischen Vizepräsidentin regiert. Lazos-Mitglied Ángel, der mit Unterstützung von Lazos, erfolgreich sein Lehramtstudium im Bereich der Gesellschaftswissenschaften abschloss und nun als Lehrer arbeitet, berichtet hier über die ersten Monate der neuen Regierung, welche Änderungen spürbar sind, was bisher erreicht und nicht erreicht werden konnte und vor welchen Schwierigkeiten die Regierung steht (Stand Mitte März 2023, versión española abajo):
Ángel, Lazos-Absolvent, Lehrer für Gesellschaftswissenschaften & Autor dieses Artikels.
Die ersten Monate der Regierung von Gustavo Petro sind etwas Besonderes in der politischen Geschichte Kolumbiens: Zum ersten Mal kommt eine linke Regierung an die Macht und folgt dabei einer aktuellen Entwicklung in Lateinamerika.
Die Erwartungen sind hoch, denn man erhofft sich tiefgreifende soziale Veränderungen, die dazu beitragen sollen, Probleme wie soziale Ungleichheit und Armut zu bekämpfen.
Zu wichtigen Themen wie dem Frieden sind die Verhandlungen mit der Nationalen Befreiungsarmee (Ejército de Liberación Nacional, ELN), der derzeit größten illegalen bewaffneten Gruppe, wieder aufgenommen worden. Die Regierung versucht, den „absoluten Frieden“ zu erreichen, der einen Dialog mit allen bewaffneten Gruppen, der Guerilla und den Paramilitärs vorsieht. Obwohl die Absicht eines absoluten Friedens eine Idealvorstellung, ist nicht klar, wie diese Gruppen mit ihren in der Vergangenheit begangenen Verbrechen umgehen werden und ob die Straferleichterungen nur den bewaffneten Gruppen oder auch den Drogenhändlern zugute kommen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Agrarreform. Diese ist zwar noch nicht sehr weit vorangeschritten, aber man hat bereits begonnen, Bäuer:innen Land zu geben, das zuvor in den Händen von Drogenhändlern war. Fortschritte werden in Bereichen wie Subventionen (insbesondere für Betriebsmittel), Infrastruktur, Verkehr und Landübergabe an Bauern erwartet, die im Rahmen des bewaffneten Konflikts enteignet wurden.
In Fragen wie der Beteiligung afrokolumbianischer, indigener, weiblicher und LGTBIQ+-Gemeinschaften gibt es mittlerweile eine stärkere Repräsentation und Teilhabe. Wichtige Ministerien und Positionen wurden an Personen aus diesen Gemeinschaften vergeben. Außerdem hat die Regierung Dialoge initiiert, die es den Bürger:innen aus verschiedenen Regionen ermöglichen, sich zu beteiligen, indem sie angehört werden und ihre Meinungen berücksichtigt werden.
Mit der Gesundheitsreform, die sehr umstritten war, will die Regierung zu einem System übergehen, das vor allem in abgelegenen Regionen eine größere Versorgungsdichte bietet, und den Fokus stärker auf Prävention legt. Gesundheit soll als Recht und nicht als Geschäft betrachtet werden. Das derzeitige System wird von privaten Unternehmen, den EPS, verwaltet, die ihrerseits andere Unternehmen mit der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen beauftragen. Die EPSs wurden durch Korruptionsskandale in Verruf gebracht, bei denen große Summen veruntreut wurden, so dass Millionen Kolumbianer:innen ohne Gesundheitsversorgung leben. Die Reform sieht ein gemischtes öffentliches/privates System vor, um die Bedingungen für die Leistungsempfänger:innen und das Gesundheitspersonal zu verbessern. Die Reform ist sehr umstritten, da sie den Gemeinden mehr Freiheit bei der Verwaltung der Ressourcen einräumt, was zu mehr Korruption führen könnte. Die Reform hat einige Lücken und daher auch ihre Kritiker, darunter viele medizinische Verbände und Experten. Die Gegner:innen sind der Meinung, dass das alte System zwar fehlerhaft sei, aber funktioniere, und dass die Umstellung auf ein anderes System zu Chaos führen würde, insbesondere für die Menschen, die sich derzeit in Behandlung befinden.
Im Bildungsbereich ernannte die Regierung zunächst Alejandro Gaviria zum Minister. Der ehemalige Gesundheitsminister und Rektor der Universidad de los Andes verfügt über viel Verwaltungserfahrung und eine große Zukunftsvision. Einige Fortschritte wurden bei der Erleichterung von Studentenkrediten erzielt, und die Grund- und Hochschulbildung wird nun besser abgedeckt. Es bleibt noch viel zu tun und zu präzisieren, vor allem jetzt, da der Minister aufgrund von Differenzen mit dem Präsidenten seines Amtes enthoben wurde.
Politisch gesehen hat die Regierung im Moment die Mehrheit im Kongress, obwohl sich bereits Differenzen mit vielen Parteien abzeichnen, die die Regierung anfangs unterstützt und ihre Fortschritte ermöglicht haben, wie z. B. bei der letzten Steuerreform.
Einer der größten Kritikpunkte an Gustavo Petro ist sein Ruf, nicht auf die Meinungen Anderer zu hören und keine Kritik zu akzeptieren. So wiesen der ehemalige Bildungsminister und andere Minister auf Mängel in der geplanten Gesundheitsreform hin und wurden daraufhin von ihren Posten entfernt. Obwohl die Mitglieder der Regierung nicht in Korruptionsskandale verwickelt sind, wurden mehrere hochrangige Beamte abgesetzt, wie z. B. die Direktorin des ICBF (Kolumbianisches Institut für Familienfürsorge, das für die Betreuung vernachlässigter Kinder zuständig ist), weil sie keine Expertin auf diesem Gebiet war, worauf bereits vor ihrer Ernennung hingewiesen worden war.
Der Sohn des Präsidenten, Nicolás Petro, ist in einen Korruptionsskandal verwickelt, der, obwohl er nicht an der Regierung beteiligt ist, dazu benutzt wird, den Präsidenten anzugreifen. Der Präsident forderte die Staatsanwaltschaft auf, seinen Sohn gründlich zu untersuchen, und sagte, er werde ihn nicht verteidigen, falls er schuldig sei.
Es ist noch zu früh, um Schlussfolgerungen über die Leistung der Regierung zu ziehen, aber wir können sagen, dass eine größere internationale Führungsrolle Kolumbiens spürbar ist und dass große Hoffnungen in diese Regierung gesetzt werden, insbesondere in den ärmsten Sektoren. Widerstand und heftige Angriffe gegen den Präsidenten, vor allem von Seiten der wirtschaftlichen Eliten und der Medien, waren zu erwarten. Das Land nimmt diese neue Erfahrung mit Höhen und Tiefen als Abkehr von der traditionellen Politik voller Korruption auf, die zuvor Armut, Ungleichheit und Umweltzerstörung begünstigt hat.
Los primeros meses del gobierno del presidente Petro
Desde agosto de 2023, Colombia está gobernada por primera vez por un presidente de izquierda (Gustavo Petro) y una vicepresidente afrocolombiana (Francia Márquez). Ángel, miembro de Lazos, que con el apoyo de Lazos terminó con éxito la carrera de licenciatura en ciencias sociales y ahora trabaja como profesor, informa aquí sobre los primeros meses del nuevo gobierno, qué cambios se notan, qué se ha logrado y qué no se ha logrado hasta ahora y a qué dificultades se enfrenta el gobierno (a fecha de mediados de marzo de 2023):
Ángel, miembro de Lazos, maestro & autor de este artículo.
Los primeros meses de gobierno de Gustavo Petro han sido una novedad en la historia política de Colombia. por primera vez un gobierno de izquierda ha logrado llegar al poder, uniéndose a una tendencia que en Latinoamérica se ha ido presentando.
Las expectativas son grandes, ya que se esperan cambios sociales profundos que ayuden a enfrentar problemáticas como la desigualdad social y la pobreza.
En temas importantes como la paz, se han reiniciado las negociaciones con el Ejército de Liberación Nacional, (ELN) el grupo armado ilegal más grande en estos momentos. El gobierno intenta impulsar la “Paz Total”, que busca hacer diálogos con todos los grupos armados, guerrilleros y paramilitares. Aunque la intención de una paz total es lo ideal, no hay claridad sobre como estos grupos van a enfrentar sus delitos y si los beneficios son solo para grupos armados o también para narcotraficantes.
Otro tema importante es la reforma agraria que, aunque no ha sido un tema que haya avanzado mucho, ya se han empezado a dar tierras a los campesinos que antes estaban en manos de narcotraficantes. Se espera avances en temas como subsidios (sobre todo en los insumos), infraestructura, transporte y en la entrega de tierras a los campesinos que han sido despojados a causa de la violencia.
En temas como la participación de comunidades afrocolombianas, indígenas, mujeres y LGTBIQ+, hay una mayor participación. Se dieron ministerios y cargos importantes a estas comunidades. El gobierno ha iniciado diálogos que permiten a los ciudadanos de distintas regiones participar siendo escuchadas y teniéndose en cuenta sus opiniones.
La reforma a la salud que ha sido muy polémica, el gobierno quiere pasar a un sistema que tenga una mayor cobertura sobre todo en las regiones apartadas y a un sistema mucho más preventivo, a la salud como derecho y no como negocio. El sistema actual está manejado por empresas privadas llamadas EPS que a su vez subcontratan a otras empresas para que brinden los servicios de salud. Las EPS han estado salpicadas de escándalos de corrupción que han desviado millonarias sumas dejando sin salud a millones de colombianos. La reforma plantea la existencia de un sistema mixto público/privado que mejore las condiciones a los usuarios y a los trabajadores de la salud. La reforma es muy polémica porque daría libertad a los municipios para manejar recursos lo que generaría una corrupción mayor. La reforma no es clara y tiene retractores, muchos de ellos agremiaciones de médicos y expertos. Para los detractores, aunque el sistema tiene fallas, funciona, y cambiarlo a un sistema diferente crearía caos sobre todo en personas que en estos momentos están en tratamientos.
En la educación, el gobierno nombró como ministro a Alejandro Gaviria, quien fue exministro de salud y rector de la Universidad de los Andes, con mucha experiencia administrativa y bastante visión a futuro. Se avanzó un poco en suavizar los créditos a los estudiantes y se está estructurando una mayor cobertura tanto en educación básica como universitaria. Falta mucho por concretar y por precisar y más ahora que el ministro fue apartado del cargo por diferencias con el presidente.
Desde el punto de vista político, el gobierno tiene, por ahora, las mayorías en el Congreso, aunque ya empezaron las diferencias con muchos partidos que en principio le dieron el apoyo al gobierno y le permitieron avances como la última reforma tributaria.
Uno de las mayores críticas a Gustavo Petro ha sido su fama de persona que no escucha a los demás y no acepta críticas. El exministro de educación y otros ministros más, señalaron falencias de la reforma a la salud que está en trámite y por ello fueron apartados de sus cargos. Aunque miembros del gobierno no han sido salpicados de escándalos de corrupción si han sido apartados varios altos funcionarios, como la directora del ICBF (Instituto Colombiano de Bienestar Familiar que es el encargado de ayudar a los niños desamparados), porque no era una persona experta en el tema algo que ya se había señalado desde antes del nombramiento.
El hijo del presidente, Nicolás Petro, está salpicado de un escándalo de corrupción, que, aunque no es parte del gobierno, se usa para atacar al presidente. En este tema el presidente pidió a la fiscalía investigar a fondo a su hijo y dijo que no lo defendería en caso de que fuera culpable.
Todavía es muy temprano para dar conclusiones sobre el funcionamiento del gobierno, pero podemos decir que se nota un mayor liderazgo internacional de Colombia y que existe en el ambiente una gran esperanza sobre este gobierno, sobre todo en los sectores más pobres. Era de esperarse una resistencia y ataques fuertes en contra del presidente, sobre todo de las élites económicas y los medios de comunicación. Con aciertos y errores, el país asume esta nueva experiencia como rechazo a la política tradicional llena de corrupción que ha fomentado la pobreza, la desigualdad y el daño a la naturaleza.