Nationale Proteste gegen die Regierung & Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien (April/Mai 2021)

Seit dem 28. April 2021 finden in Kolumbien erneut nationale Proteste gegen die Regierung und ihre aktuellen Reformpläne statt. Der Staat geht dabei gewaltsam gegen die zum Großteil friedlich demonstrierenden Menschen vor, sodass mittlerweile auch Forderungen aus der internationalen Gemeinschaft an die kolumbianische Regierung laut werden, das Recht auf friedlichen Protest, sowie auf freie Meinungsäußerung und Medienfreiheit zu garantieren (z.B. Aufruf von Amnesty International).

Hier berichten drei Lazos-Geförderte aus verschiedenen Perspektiven über die aktuellen Geschehnisse und ihre Hintergründe.

  1. Milena, die in Bogotá Theologie studiert, beleuchtet die Gründe für die Proteste und erklärt, warum diese viel tiefer sitzen als der Auslöser, also die aktuellen Steuerreformpläne der Regierung.
  2. Lorena, die in Boyacá Journalismus studiert, berichtet über mangelnde Presse- und Meinungsfreiheit und Versuche, Informationen in sozialen Medien zu zensieren, die sie selbst erfahren musste bei dem Versuch, friedliche Proteste in ihrer Gemeinde zu organisieren und von diesen zu berichten. Außerdem lebt sie in einer ländlichen Region und zeigt die Perspektive der Bäuer*innen dort auf.
  3. Leonardo Stiven studiert Sport auf Lehramt in Bogotá und nimmt, wie viele andere Studierende, regelmäßig an den Protesten in der Hauptstadt teil. Er berichtet hier von seinen Erfahrungen.

(texto español abajo)

SOS – Friedlicher Protest in der Gemeinde Ventaquemada in der Provinz Boyacá

SOS Kolumbien

von Milena

Heute ist der 5. Mai 2021, mittlerweile sind es 8 Tage nationaler Streik, in denen die schrecklichen Nächte nicht aufhören. Unser kolumbianisches Heimatland ist mit dem unschuldigen Blut eines Volkes bedeckt, das Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Frieden fordert.

 

In den letzten Jahren gab es in Kolumbien immer wieder verschiedene Demonstrationen und Märsche, verursacht durch nationale Streiks. Was ist der Grund für dieses Phänomen?

Die derzeitige Regierung von Iván Duque Márquez hat seit ihrem Amtsantritt verschiedene Pläne, Vorschläge und Reformen umgesetzt, die auf eine nationale Entwicklung abzielen, durch deren Umsetzung die Interessen verschiedener nationaler Sektoren direkt betroffen sind. Das Jahr 2019 war sehr konjunkturell geprägt durch einen von der Regierung vorgeschlagenen nationalen Entwicklungsplan. Durch diesen sollte eine Politik eingeführt werden, die die Unternehmen fördert. Gleichzeitig sollten dafür Mittel aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und Kunst abgezogen werden.

 

Verschiedene Ursachen lösten in der Zeit vom 10. Oktober 2019 bis zum 25. März 2020 unzählige Demonstrationen und Proteste aus. Dazu zählen: Morde an sozialen Führungspersönlichkeiten, der exzessive Bergbau und Fracking, polizeiliche Übergriffe, die strafrechtlich nicht verfolgt wurden, und der Vorschlag die Bezahlung an sonn- und Feiertagen abzuschaffen sowie die Jugendlichen nur mit 70% des Mindestlohns zu vergüten.

Hierbei gab es unzählige Verletzte und Tote. Nicht einmal die Corona-Pandemie hat die Menschen davon abgehalten auf die Straße zu gehen und für ihre Rechte zu kämpfen.

Dies hat sich auch in der letzten Woche in einem Streik gezeigt, der durch eine geplante Steuerreform ausgelöst wurde.

 

Diese Reform zielte darauf ab zusätzliche Gelder zu beschaffen, denn das Land befindet sich in einer Krise. Grund dafür ist das schlechte Verwaltungsmanagement der Regierung. Das Geld für die Pandemie und die Impfkampagne wurde für anderweitige Dinge ausgegeben wie z.B. Panzer, Waffen, gepanzerte Fahrzeuge zum Schutz der Regierungsmitarbeiter und für Reisen im Staatsflugzeug.

 

Die geplante Reform beinhaltet kritische Punkte für die Bevölkerung, unter anderem:

  • 19 % Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und das in einem Land, in dem 70 % der Bevölkerung keinen Zugang zu guten Lebensmitteln hat, wo sogar täglich tausende Menschen hungern.
  • Einführung der Mehrwertsteuer für Versorgungsleistungen

(Wasser, Strom und Gas) und für Bestattungsdienste (hierbei sollte auch die erhöhte Sterberate durch die Pandemie ausgenutzt werden).

  • Einführung von Mautgebühren in den Städten, um die Einnahmen zu erhöhen, wohl wissend, dass die Straßen auch dort, wo es schon lange Mautgebühren gibt, immer schlechter werden.

 

Doch Schuld ist nicht nur die Steuerreform, sondern auch andere Reformen, wie zum Beispiel das Filmgesetz, das den künstlerischen Sektor im Land einschränkt, oder die Rentenreform, die unter anderem darauf abzielt, die Zahlungen an bereits pensionierte Personen um 50% zu reduzieren. Oder die Gesundheitsreform, diese sieht vor, die Einnahmen durch sogenannte „polizas“ zu erhöhen. Das bedeutet, dass Menschen, die nach einem Krankenhausaufenthalt aufgrund einer anderen Krankheit ins Krankenhaus zurückkehren, diesen Aufenthalt selbst finanzieren müssen. Die Versicherung übernimmt diese Kosten nicht, da die betroffene Person „Zuhause nicht genug auf sich selbst aufgepasst habe“. Und dies in einem Land, in dem es nicht einmal eine anständige Gesundheitsversorgung für alle gibt. Die Arbeitsreform beinhaltet, dass jede*r Arbeitnehmender die Kranken- und Rentenbeiträge selbst zahlt und die Unternehmen von dieser Zahlung befreit werden. Außerdem sieht sie vor, dass junge Menschen Arbeit bekommen, aber nur 70 % vom normalen Gehalt verdienen, unter dem Vorwand die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.

 

Gerade jetzt in der dritten Welle der Pandemie, wo die Notaufnahmen bereits zu 90% ausgelastet sind und die Impfungen nur schleppend anlaufen, beschließen die Menschen auf die Straße zu gehen, um gegen die derzeitige Regierung und ihre schlechten Entscheidungen zu protestieren, wie z. B. die Reformen, die Nichteinhaltung des Friedensabkommens, Gesundheitsdefizite, fehlende Mittel für Bildung, illegales Fracking, die Enteignung von Land für umweltfeindliche Megaprojekte und die Nutzung von Glyphosat, welches das Wasser verseucht und den Bäuer*innen Schäden zufügt.

 

Der Präsident wird sich jedoch nicht rühren. Theoretisch wurde die Steuerreform aufgrund der Proteste zunächst zurückgenommen, aber in Wahrheit wird sie umstrukturiert. Der Finanzminister trat zurück, aber er hat nie Rechenschaft über seine Misswirtschaft abgelegt. Das, was uns in einen Ausnahmezustand versetzt hat, sind ist die aktuelle Entscheidung des Präsidenten, die Städte zu militarisieren.

 

Was anfangs wie ein harmloser Protest aussah, hat sich mittlerweile in einen Bürgerkrieg verwandelt. Jeden Tag bestehen die Proteste aus Märschen mit Kunst und Musik, aber die Nächte färben sich rot. Die Polizei versucht die Ordnung wiederherzustellen und geht mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Manchmal schießen sie sogar. Die Polizei wird durch Panzer und Hubschrauber verstärkt. Das führt zu Konfrontationen bis in die frühen Morgenstunden. Städte wie Bogotá, Medellín, Cali, Ibague, Pereira und Pasto befinden sich im Ausnahmezustand, weil viele junge Menschen durch die staatlichen Sicherheitskräfte getötet wurden oder verschwunden sind. Im Gegenzug ist die Zivilbevölkerung gegen die Polizei vorgegangen, hat sie schwer verwundet und getötet und staatliches Eigentum (Banken, Transportstationen) zerstört.

 

In Palmira und Siloé (Region Valle del Cauca) wurden der Strom und das Internet abgeschaltet, um zu verhindern, dass die von den Sicherheitskräften angegriffenen Demonstranten die Situation in sozialen Netzwerken teilen. Es existieren viele Videos, in denen junge Menschen getötet wurden oder von Einsatzkräften verschleppt werden. Diese Videos wurden auf Anordnung des Staates zensiert. Die nationalen Nachrichtensendungen berichten wenig darüber. Deshalb wurden ihre Einrichtungen ebenfalls zerstört, denn die Gesellschaft ist nicht einverstanden mit der Unterstützung, die die Nachrichten auf diese Art und Weise der Regierung geben. [mehr zur Einschränkung der Pressefreiheit in Lorenas Text]

 

Zurzeit haben sich Lehrende, Ärzt*innen, Transporteur*innen, Bäuer*innen, Indige, Taxifahrer*innen und Motorradfahrer*innen den Protesten angeschlossen und bereits die Straßen gesperrt, um die Versorgung der Städte zu verhindern. Sie fordern, dass alle Reformen aus dem Kongress gestrichen werden, dass der Präsident zurücktritt und dass die Staatseinnahmen direkt durch die Kürzung der Gehälter und Privilegien der Kongressabgeordneten erhöht werden. Es gibt sogar – hoffentlich falsche – Nachrichten, in denen die Guerilla des Landes (FARC, ELN) ankündigen, sich zu vereinigen und einen bewaffneten Streik durchzuführen, wenn die Regierung nicht einlenkt.

 

Dieser ziemlich lange Text versucht vier Jahre schlechte Regierung und die Hinterlassenschaften von 70 Jahren Gewalt zusammenzufassen. Kolumbien wurde aus dem Blut von Unschuldigen geboren. Es scheint, dass das Blut es nährt und wir als Volk nur an Gewalt als Mittel der Freiheit und Verteidigung glauben. Es wird immer noch nicht verstanden, dass Waffen keine Antwort geben, sondern nur den Hass vergrößern. Auch Gleichgültigkeit oder organisiertes Schweigen, unter dem Vorwand den Frieden zu unterstützen, sind keine Antwort auf die Bedürfnisse der Nation. Kolumbien braucht einen Wandel, eine soziale Transformation. Kolumbien schmerzt uns und nur wenn wir uns als Gemeinschaft sehen, die das Gemeinwohl sucht, können wir uns retten.

 

„Du apathisches Volk! Wie anders wäre heute dein Schicksal, wenn du den Preis der Freiheit kenntest! Sieh, obwohl ich jung und eine Frau bin, habe ich genug Mut, diesen Tod und tausend Tode mehr zu sterben! Vergiss dieses Beispiel nicht!“

Policarpa Salavarrieta (kolumbianische Unabhängigkeitskämpferin)

 

Das Volk weint

von Lorena

Ich bin Lorena, Journalismus-Studentin an der Universität von Boyacá. Kolumbien ist mein Land. Ich habe mein ganzes Leben in der Gemeinde Ventaquemada in der Provinz Boyacá gelebt, wo die Menschen das Land bestellen, egal ob es regnet oder die Sonne scheint. Die meisten Bäuer*innen leben von der Aussaat, die einen großen Teil der kolumbianischen Bevölkerung versorgt. Das scheint eine leichte Aufgabe für diejenigen zu sein, die nicht um vier oder fünf Uhr morgens aufstehen müssen, um Kühe zu melken, zu säen, stundenlang zu laufen und durchnässt von Wasser und Erde nach Hause zu kommen.

Dass die Regierung von Kolumbien mitten in einer Pandemie eine Steuerreform und jetzt eine Gesundheitsreform ins Leben gerufen hat, scheint mir so egoistisch und so wenig mitfühlend mit den Kolumbianer*innen zu sein. In einem Land, wo das Wenigste nicht einmal ausreicht, um die Grundbedürfnisse zu versorgen. Die Regierung vergisst, dass das Volk sie unterstützt.  Sie investiert nicht in Gesundheit oder Bildung und noch weniger in Hilfen für die arme Bevölkerung. Stattdessen gibt es aber Mittel, die für Waffen und Kriegsflugzeuge ausgegeben werden, um die eigene Bevölkerung zu töten. Es ist wirklich grausam, wie die öffentliche Gewalt gegen unser Leben vorgeht. Beim nationalen Streik sind die Streitkräfte in Zivil gekleidet, um das Volk zu töten, sie infiltrieren WhatsApp-Gruppen und lassen keine Gelegenheit aus, Demonstrierende zu töten. Sie töten uns grausam und abscheulich, aber das kolumbianische Volk weigert sich, nachzugeben, wir sehnen uns nach Gerechtigkeit.

In den letzten vier Tagen des Protests haben sie unsere Profile in sozialen Medien blockiert, um uns daran zu hindern, Informationen über die Massaker, die geschehen, zu teilen. Es gibt ständige Stromausfälle, das Signal ist zeitweise ausgefallen. Es ist unvermeidlich, keine Tränen zu vergießen. Es gibt viele Tote, die nicht gemeldet wurden, und die Streitkräfte geben sie als „falsos positivos“ (Falschpositive) aus [Erklärung zum Begriff „falsos positivso“: Zivilisten, die von der Armee getötet wurden; die Armee steckt sie in Uniformen, machen Fotos und geben sie als irgendeine bewaffnete Gruppe aus, um ihren Tod zu rechtfertigen und ihn als Erfolg der Armee darzustellen]. Ich fürchte, dass die Menschen aufgeben werden, denn wenn die öffentlichen Kräfte sich uns nicht anschließen, wird es nur noch wenige von uns geben, die weiter protestieren. Außerdem gibt es auch Leute, die das Chaos ausnutzen, zerstören, andere ausrauben und angreifen. Und dann es gibt diejenigen, die wiederum friedlich Marschierende beschuldigen, Vandalen und Kriminelle zu sein.

 

Außerdem zeigen die großen Fernsehmedien in Kolumbien nur Regenbogenpresse [Yellow Press], also Bilder und Videos in Großaufnahme, wie Läden geplündert, Autos beschädigt und wie Banken und Geldautomaten zerstört werden. Aber sie zeigen nicht die vielen Menschen, die friedlich demonstrieren. So hören viele Leute auf, den Streik zu unterstützen, weil die Nachrichten nicht wahrheitsgetreu sind und falsche Bilder vermitteln.

Es schmerzt mich zutiefst, Journalismus in einem Land zu studieren, in dem das Recht auf Presse-, Meinungs- und Redefreiheit nicht respektiert wird. Es ist unvorstellbar, wie viele Menschen diese Tage wach verbracht haben, wie Großeltern untröstlich weinen, weil sie nichts tun können, wie Mütter mit Ungewissheit auf ihre Kinder warten, ohne zu wissen, ob sie nach Hause kommen werden, und wie Kinder in Angst leben, auf die Straße zu gehen. Heute bittet Kolumbien mehr denn je um Gerechtigkeit und Unterstützung durch andere Nationen, denn uns geht die Kraft aus.

Erfahrung

von Leonardo Stiven

 

Der Streik in Kolumbien hilft uns, uns Gehör zu verschaffen. Die Korruption in Kolumbien hat uns zu diesen Maßnahmen des Ausdrucks gezwungen, und ich denke, dass es meine Pflicht als Kolumbianer ist, zu demonstrieren und so unsere Gemeinschaft zu unterstützen, die unter diesen Missbräuchen von Präsident Ivan Duque und seinem gesamten politischen Lager (Senatoren, Vizepräsident etc.) leidet. Das Volk muss gehört werden und muss mehr Hilfe erhalten, um aus dieser „Tyrannei“ herauszukommen.

Mein Name ist Leonardo Stiven und ich studiere Sport auf Lehramt. Als Student vertrete ich tausende von Studierenden, die z.B. von Studiengebührenerhöhungen betroffen sind. Deshalb demonstriere ich auch, weil Bildung kostenlos sein sollte oder nicht solch hohe Kosten haben sollte. Die Studierenden werden von der Regierung aber nicht gehört.

Wir kämpfen auch gegen die Reformen, die die Regierung bezüglich des Gesundheitswesens durchsetzen will, gegen tausende von Problemen, die die Regierung lösen sollte. Und nicht nur die Regierung, sondern auch wir als Volk. Aber vor allem die Regierung, denn wir sind der vielfachen Missstände müde, die die Regierung zu verantworten hat. Wir fordern konkrete Lösungen und einen Zustand des Friedens.

Bei den Protesten greift die Polizei an vielen Stellen an. Wir marschieren zwar friedlich, aber um uns zu stoppen, nutzen sie Tränengas und andere Dinge. Sie schlagen uns oder fahren uns an. Ich wurde an dem Samstag, an dem ich teilnahm, von einem Gummigeschoss am Ohr getroffen, eine Freundin direkt im Gesicht. Meine Familie macht sich Sorgen um mich. Sie lassen mich zwar demonstrieren, aber sie unterstützen den Streik nicht. Denn sie haben sehr wenig Wissen und viele falsche Informationen über das, was vor sich geht.

Protestas nacionales contra el gobierno y violaciones de los derechos humanos en Colombia (abril/mayo 2021)

.Desde el 28 de abril de 2021, vuelven a producirse en Colombia protestas nacionales contra el gobierno y sus actuales planes de reforma. El Estado está utilizando la violencia contra el pueblo, que en su mayoría se manifiesta pacíficamente, por lo que ahora también hay llamamientos de la comunidad internacional para que el gobierno colombiano garantice el derecho a la protesta pacífica, así como la libertad de expresión y la libertad de los medios de comunicación (por ejemplo, el llamamiento de Amnistía Internacional).

Aquí, tres miembros de Lazos Colombia informan sobre la situación actual y sus contextos desde diferentes perspectivas:

  1. Milena, quien estudia teología en Bogotá, arroja luz sobre las razones de las protestas y muestra por qué tienen una raíz mucho más profunda que el desencadenante, es decir, los actuales planes de reforma tributaria del gobierno.
  2. Lorena, quien estudia comunicación social en Boyacá, denuncia la falta de libertad de prensa y de expresión y los intentos de censura de la información en las redes sociales, que ella misma tuvo que experimentar al intentar organizar e informar sobre las protestas pacíficas en su comunidad. También vive en una región rural y presenta la perspectiva de los campesinos de allí.
  3. Leonardo Stiven estudia licenciatura en educación física en Bogotá y, como muchos otros estudiantes, participa regularmente en las protestas en la capital. Aquí nos cuenta de sus experiencias.
SOS – Protesta pacífica en el municipio de Ventaquemada en la provincia de Boyacá

SOS Colombia

por Milena

Hoy es 5 de mayo de 2021, Se cumple 8 días de PARO NACIONAL donde la horrible noche no cesa y nuestra patria colombiana se cubre de la sangre inocente de un pueblo que exige justicia, libertad, igualdad y paz.

Durante los últimos años, Colombia se ha visto enmarcada en diferentes manifestaciones y marchas ocasionadas por una cantidad considerable de Paros Nacionales. ¿A qué se debe dicho fenómeno?

Desde su llegada al poder, el gobierno actual del señor Iván Duque Márquez ha implementado planes, propuestas y reformas encaminadas al desarrollo nacional, pero que, en la aplicación de estos, se ven afectados directamente los intereses de varios sectores nacionales.

El año 2019 fue bastante coyuntural debido al Plan Nacional de Desarrollo propuesto por el gobierno, el cual buscaba implantar políticas que beneficiaran el emprendimiento, quitando fondos a la educación, la salud y el arte.

Posteriormente los asesinatos de líderes sociales, la minería y fracking excesivos, los abusos policiales sin ser judicializados, la propuesta laboral que incluía eliminar pagos de domingos y festivos, o pagar al joven solo el 70% de un salario mínimo; desencadenaron en Colombia un sin número de manifestaciones y protestas desde el 10 de octubre de 2019 hasta el 25 de marzo de 2020.

Todos estos actos han dejado un sin número de heridos y muertos por los malos desarrollos de las manifestaciones. Ni siquiera el Covid-19 ha impedido que las personas salgan a las calles a exigir sus derechos.

Esto se ha podido observar en esta última semana, en un paro ocasionado por la propuesta de reforma tributaria.

Una reforma que busca recaudar fondos ya que el país está declarado en crisis; esto con malos manejos administrativos del gobernó, pues el dinero para la pandemia y el proceso de vacunación se gastó en arsenal de guerra (aviones, tanques, armas), en camionetas blindadas para proteger a los gobernantes y en costear viajes en el avión del estado en tiempo de pandemia.

Esta reforma tiene puntos críticos para la población, algunos por ejemplo son:

  • Gravar el 19% de IVA los productos básicos de la canasta familiar, en un país donde el 70% de la población no tiene una alimentación digna, incluso donde miles de personas mueren de hambre al día.
  • Agregar el IVA a los servicios públicos (agua-gas-luz) y a los servicios funerarios (aprovechando el aumento de las muertes por covid-19)
  • Implantación de peajes en las ciudades con el propósito de recaudar aún más fondos, entendiendo que las vías están deterioradas incluso en lugares donde los peajes existen hace mucho tiempo.

Cabe resaltar que no solo está la reforma tributaria, se encuentra la Ley del Cine, la cual es contraria al arte del país; la reforma pensional que entre otras cosas pretende disminuir el 50% de los pagos a las personas ya pensionadas; la reforma de salud que procura aumentar ingresos cobrando unas “polizas”, es decir, promoviendo la cultura del autocuidado, entonces una persona que ha sido atendida y luego de ir a su casa, regresa al hospital por otra afección, debe pagar la póliza por no cuidarse bien ya que su EPS no cubriría este servicio, esto en un país donde ni siquiera hay servicio de salud decente para todos; la reforma laboral que pretende no pagar por contrato sino por prestación de servicios, para que cada empleado responda por su salud y cotización a pensión, librando a las empresas de ese pago; también propone que los jóvenes tengan trabajo pero con el 70% del sueldo, bajo excusa de reducir el desempleo.

Justo en el tercer pico de contagios, cuando Colombia se encuentra con ocupación de UCI´s del 90% y lentitud en el proceso de vacunación; la gente decide salir a las calles a protestar contra el gobierno actual y sus malas decisiones como las reformas, incumplimiento de los acuerdos de paz que ha generado el aumento de masacres a líderes sociales y excombatientes, desapariciones y torturas en diferentes regiones del país, déficit de salud la falta de fondos para la educación, el fracking ilegal, la expropiación de tierras para mega proyectos anti-ambietales, el riego de glifosato en cultivos ilícitos contaminando el agua y produciendo daños en los agricultores.

Sin embargo, el presidente no da su brazo a torcer. En teoría se ha quitado la reforma, pero la verdad es que la están reestructurando. El ministro de hacienda renunció, pero nunca rindió cuentas de su mala administración. Finalmente, la última decisión del presidente y lo que nos tiene en estado de emergencia es la militarización de las ciudades.

Las manifestaciones han tomado un color púrpura; lo que un inicio parecía una legítima protesta, lentamente se ha ido convirtiendo en una guerra civil. A diario las protestas consisten en marchas con muestras de arte y música, pero las noches se tiñen de rojo, los antidisturbios intentando recuperar el orden lanzan gases lacrimógenos y si no hay dispersión disparan. Ya han llegado tanquetas y algunos helicópteros de refuerzo a la policía, generando enfrentamientos hasta altas horas de la madrugada. Ciudades como Bogotá, Medellín, Cali, Ibagué, Pereira, Pasto, se encuentran hoy en estado de emergencia pues muchos jóvenes han sido asesinados y desaparecidos a manos de la Fuerza pública del estado, a su vez, la población civil ha tomado acciones contra ellos, hiriendo gravemente y asesinando a muchos policías, incluso quemando los Comandos de Atención Inmediata (CAI) o destrozando los bienes estatales (Bancos, Supermercados, Estaciones de transporte).

En Palmira y Siloé (región del Valle del Cauca) han surgido noches dolorosas, donde han quitado la luz y han quitado los servicios de internet para evitar que los manifestantes atacados por la Fuerza Pública compartan la situación en redes sociales. Situación donde muchos jóvenes han desaparecido y han sido asesinados, es lo que puede verse en muchos de los videos de Facebook e Instagram, videos que por cierto han sido censurados en el país por orden del Estado. Los noticieros nacionales, poco hablan al respecto de los enfrentamientos y los abusos de autoridad, por ello sus instalaciones han sido vandalizadas porque la sociedad está inconforme con el apoyo que estos canales dan al gobierno. [más sobre la restricción de la libertad de prensa en el texto de Lorena]

Actualmente los gremios de maestros, médicos, transportadores, campesinos, Mingas indígenas, taxistas y motos se han unido a las protestas y ya han cerrado las vías para evitar el abastecimiento de las ciudades y que el gobierno escuche lo que sucede. Todos exigen que todas las reformas sean eliminadas del congreso, que el presidente renuncie y se recuperen los ingresos estatales directamente de la reducción del sueldo y privilegios de los congresistas. Incluso han llegado noticias, que se espera sean falsas donde las guerrillas del país (FARC, ELN) anuncian unirse y generar paro armado si el Gobierno no se detiene.

Este texto algo extenso, trata de resumir 4 años de mal gobierno y las herencias de 70 años de violencia. Colombia nació de la sangre de inocentes, pareciera que la sangre le alimenta y nosotros como pueblo solamente creemos en la violencia como medio de libertad y defensa. Aún no se comprende que las armas no dan respuesta, simplemente incrementan el odio. Tampoco la indiferencia o el silencio organizado, bajo excusa de apoyar la paz dan respuesta a las necesidades de la nación. Colombia necesita un cambio, una transformación social. La patria duele y solo vernos como hermanos, buscando el bien común nos puede salvar.

“¡Pueblo indolente! ¡Cuán distinta sería hoy vuestra suerte si conocierais el precio de la libertad! Pero no es tarde. Ved que, mujer y joven, me sobra valor para sufrir la muerte y mil muertes más. ¡No olvidéis este ejemplo!“

Policarpa Salavarrieta

(Combatiente de la Independencia)

 

El pueblo llora

por Lorena

Soy Lorena, estudiante de comunicación social en la Universidad de Boyacá. Mi país es Colombia, he vivido toda mi vida en el municipio de Ventaquemada-Boyacá, donde la gente trabaja la tierra sin importar si llueve o hace sol, la mayoría de los campesinos viven del siembro, aquel que abastece a gran parte de la población colombiana, parece una tarea fácil para quien no le ha tocado levantarse a las cuatro o cinco de la mañana a ordeñar vacas, sembrar, caminar por horas y llegar a su casa empapado de agua y tierra.

Que el gobierno de Colombia haya creado una reforma tributaria y ahora una reforma de salud en plena pandemia, me parece lo más egoísta y poco empático con los colombianos; donde un mínimo siquiera alcanza para sostenerse. El gobierno olvida que el pueblo los mantiene; no invierten en salud, educación y menos en ayudar a la gente pobre; pero si hay recursos para gastar en armas y aviones de guerra, con el fin de matar a la misma población. Es realmente cruel la forma en la que la fuerza publica atenta contra nuestra vida; en el paro nacional, la fuerza armada se viste de civil para matar al pueblo, se infiltran en grupos de WhatsApp y no pierden oportunidad de matar a manifestantes; nos están matando cruel y vilmente, pero el pueblo colombiano se niega a retroceder, tenemos sed de justicia.

En los últimos cuatro días de protesta, nos han bloqueado cuentas en los medios de comunicación para evitar que compartamos información de las masacres que están ocurriendo, hay constantes apagones de luz, la señal se cae por momentos y es inevitable no derramar lágrimas. Hay muchas muertes que no se han reportado y la fuerza armada las hace pasar por falsos positivos (personas civiles asesinadas por el ejército; los uniforman, toman fotografías y los hacen pasar como algún grupo armado para limpiar la imagen de ellos); temo que el pueblo se rinda porque si la fuerza pública no se une a nosotros, seremos pocos los que vamos a quedar. Así mismo, hay personas que destruyen, roban a la gente, atentan contra el mismo pueblo y culpan a quienes marchan pacíficamente de ser vándalos y delincuentes; también.

Los grandes medios televisivos en Colombia solo muestran amarillismo (imágenes y videos en primer primerísimo plano de como saquearon el almacén,  rompieron el auto o como destruyeron bancos y cajeros automáticos),pero no muestran la cantidad de gente que está afuera marchando pacíficamente y muchas personas dejan de apoyar el paro por noticias que no son verídicas y veraces.

Me duele profundamente estudiar periodismo en un país donde no se respeta el derecho a la libertad de prensa, expresión y opinión; no saben la cantidad de gente que ha pasado estos días en vela, como los abuelos lloran desconsoladamente al no poder hacer nada, como las madres esperan con incertidumbre a sus hijos sin saber si llegarán a casa y como los niños viven con miedo de salir a las calles. Hoy más que nunca Colombia pide justicia y respaldo de otras naciones, nos estamos quedando sin fuerza.

Experiencias

Experiencias de Leonardo Stiven

El paro en Colombia nos ayuda para hacernos escuchar. La corrupción en Colombia nos ha llevado a estas medidas de expresión, siento que como colombiano es mi deber marchar y apoyar a mi comunidad que esta sufriendo por estos abusos del presidente Ivan Duque y de toda su camada política (senadores, vicepresidenta etc). El pueblo debe ser escuchado y debe tener mas ayuda para salir de esta „tiranía“.

Mi nombre es Leonardo Stiven y soy estudiante de licenciatura en educación física y represento como tal a miles de estudiantes que se ven afectados por incrementos de matrículas, icetex, bonos etc. Por eso marcho tambien porque la educación debería ser gratuita o no debería tener tales costos, los estudiantes no estamos siendo escuchados ni valorados por el gobierno.

También peleamos por la reforma que quieren imponer por la ley de salud, por miles de problemáticas más que el gobierno debe solucionar y no solo el gobierno nosotros también como pueblo. Pero principalmente el gobierno, el pueblo se cansó de múltiples abusos que da el gobierno, exigimos soluciones concretas y un estado de paz.

Durante las protestas, la policía ataca a muchos puntos. Marchamos pacíficamente, pero ellos para dispersarnos arrojan gas lacrimogeno y de mas cosas. Nos golpean o atropellan. El sábado que asistí, me dispararon con balas de caucho en la oreja, a mi amgia directo en la cara. Mi familia está preocupada por mí. Me dejan manifestarme, pero no apoyan el paro. Porque tienen muy poco conocimiento y mucha desinformación sobre lo que está pasando.