Anfang Dezember fand in Kolumbien das alljährliche nationale Lazos-Treffen statt, bei dem Lazos-Geförderte, Vorstandsmitglieder und Freiwillige aus allen Teilen Kolumbiens anreisten und gemeinsam einige Tage verbrachten. Wie im vergangenen Jahr trafen sich alle in Santa Rosa de Cabal in der Kaffeeregion Kolumbiens. Es wurden aktuelle gesellschaftliche Probleme thematisiert und über die eigene akademische und persönliche Entwicklung reflektiert und sich darüber ausgetauscht, aber auch die Region erkundet, gewandert und getanzt. Die Lazosgruppe organisierte außerdem eine Weihnachtsfeier für die Gemeinde samt Verlosung, Bingo, Snacks, Live-Musik und Tanz. Die Einnahmen dienten der Finanzierung des Lazostreffens, da die Spenden aus Deutschland ausschließlich in das Studium der Geförderten fließen und andere Ausgaben vor Ort von der Gruppe selbst getragen werden.
Dieses Jahr hatte Noemi, erweitertes Vorstandsmitglied bei Lazos Deutschland, die Möglichkeit, am Lazos-Treffen in Kolumbien teilzunehmen und teilt hier mit uns, was sie am meisten bewegt hat:
Wenn ich über das Lazos-Treffen in Kolumbien nachdenke, weiß ich gar nicht genau, wo ich anfangen soll: mich hat so vieles beeindruckt und berührt und ich bin sehr dankbar dafür, Lazos Kolumbien auf diese Weise so nah kennengelernt zu haben.
Zunächst einmal war ich beeindruckt davon, wie der kolumbianische Vorstand und die Regionalgruppe in Santa Rosa de Cabal das ganze Treffen organisiert und durchgeführt haben, wieviel Arbeit und Energie hineingesteckt wurde, nicht nur während des Treffens, sondern auch in der Woche zuvor, in der einige Lazos-Mitglieder schon vor Ort waren und fleißig das Treffen vorbereiteten. Großartig war es ebenfalls, in live und Farbe die Idee hinter Lazos zu erleben, den Geförderten nämlich nicht nur ein Studium oder eine Ausbildung zu ermöglichen, sondern sie auch auf dem Weg zu verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft zu begleiten, für gesellschaftliche Problematiken zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, selbst zu helfen und Verantwortung zu übernehmen. Dabei war es nicht nur toll zu sehen, dass Themen, wie der bewaffnete Konflikt in Kolumbien, Klimawandel und Umweltzerstörung, die Marginalisierung von afrokolumbianischen und indigenen Gemeinden oder die Gewalt gegen Frauen, zur Sprache kamen, sondern auch, auf welche Art und Weise sie zur Sprache kamen: es wurden Rückbezüge zu eigenen Erfahrungen hergestellt (Habe ich selbst Erfahrungen mit dem Thema gesammelt? Wie beeinflusst die Problematik mich und meine Familie?). Außerdem wurden viele der thematischen Einheiten von den Geförderten selbst angeleitet und so Wissen und Erfahrungen interdisziplinär geteilt.
Zwei Dinge haben mich während des Treffens jedoch besonders berührt: zum einen waren das die Geschichten der einzelnen Lazos-Mitglieder, zum anderen zu erleben, was Lazos für jede:n einzelne:n bedeutet. Ich konnte in den Tagen bei Lazos mit vielen Geförderten sprechen, sie näher kennenlernen, Freundschaften knüpfen, ihre Geschichten und Erfahrungen hören. Und meistens ließen mich diese mit gemischten Gefühlen zurück: einerseits einem Gefühl der Wut auf die vielen Ungerechtigkeiten. Denn häufig handelt es sich um traurige Geschichten, die nicht fair erscheinen. Sie handeln von Schicksalsschlägen, Schmerz, Verlust und Tod, Problemen innerhalb der Familie, aber auch vom Sich Allein Fühlen, der Suche nach Selbstvertrauen und immer wieder auch die Konfrontation mit systemischen Ungerechtigkeiten. Neben der Wut darauf, dass Menschen solche Dinge erleben müssen, ließen mich die Gespräche andererseits aber auch mit einem Gefühl von Bewunderung für die kolumbianischen Lazos-Mitglieder zurück, weil es auch Geschichten von Überwindung waren. Denn trotz solcher Erlebnisse, habe ich häufig so viel Kampfgeist, Stärke und Energie gespürt, Motivation, weiterzumachen, Dinge zu ändern. Das war unglaublich inspirierend. Was mich daran am meisten berührt hat, war zu sehen, wie wichtig Lazos dabei für jede:n einzelne:n ist.
Ich fand die Idee von Lazos schon immer toll, weshalb ich auch schon lange dabei bin. Ich weiß auch, dass viele Lazos-Mitglieder sagen, dass Lazos wie eine Familie für sie sei. Aber ich glaube, dass ich erst jetzt richtig verstanden habe, was das wirklich bedeutet. Eine Lazos-Absolventin erzählte mir zum Beispiel, wie verloren, einsam und verzweifelt sie sich vor einigen Jahren fühlte und wie Lazos ihr den Halt gab, den sie zu diesem Zeitpunkt nirgendwo sonst finden konnte, dass Padre Gabriel, der Leiter der Lazosgruppe in Kolumbien ihr damals sagte: „Und wir werden dir helfen.“ und sie mit einem Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit erfüllte. Und sie jetzt zu sehen, eine selbstbewusste Frau, die im Berufsleben steht, enge Freundschaften führt, Träume verfolgt, das ist einfach wunderbar. Und genauso wunderbar war es zu erleben, dass Lazos für viele ein sicherer Ort ist, an dem sie sein können, wie sie sind, Halt, Trost und Unterstützung finden.
Am letzten Abend, nach der Weihnachtsfeier, saßen wir plötzlich, völlig ungeplant, alle in einem großen Kreis auf dem Boden, und begannen zu reden. Ich denke, dass dies der Moment des Lazostreffens war, der mir am meisten und ganz lebendig in Erinnerung bleiben wird. Viele Lazos-Mitglieder öffneten sich, erzählten von ihren Geschichten, Schwierigkeiten und Ängsten, aber auch davon, was Lazos für sie ist und wie sie sich bei Lazos fühlen. Es war ein unglaublich besonderer Moment, in dem es ganz still war, alle einander zuhörten und gemeinsam weinten. Den Moment in Worte zu fassen, ist irgendwie nicht möglich. Aber mir hat er gezeigt, was Lazos in dem Leben der einzelnen Personen bedeutet. Ein neues Mitglied erzählte beispielsweise, dass er sich häufig einsam und unverstanden fühlt und in den Tagen bei Lazos das erste Mal seit Langem, das Gefühl hatte, so sein zu können, wie er ist, verstanden und nicht nur akzeptiert, sondern auch gemocht zu werden. Eine Geförderte, die schon seit vielen Jahren dabei ist, sagte zum Beispiel, dass sie beim ersten Lazostreffen sehr schüchtern gewesen sei, sich nie getraut habe, vor anderen zu sprechen. Mich hatte das überrascht, denn auf mich wirkte sie sehr offen und selbstsicher. Als ich sie darauf ansprach, sagte sie, dass Lazos ein großer Teil in diesem Prozess gewesen sei.
All diese Geschichten zu hören und zu erleben, was Lazos in dem Leben seiner Mitglieder bewirkt, nicht nur für ihre akademische Laufbahn, sondern auch für ihre persönliche Entwicklung, hat mich nicht nur tief berührt, sondern auch motiviert, mich weiter für Lazos zu engagieren. Die finanzielle Unterstützung ist ein wichtiger Teil, der den Geförderten eine Ausbildung oder ein Studium ermöglicht, aber was Lazos so besonders macht, sind die Menschen dahinter und die menschliche, soziale und emotionale Unterstützung, die die Geförderten in der Gruppe in Kolumbien erfahren, die ihnen nicht nur hilft, ihre Studium zu beenden, sondern auch sich weiterzuentwickeln, Wunden zu heilen, Selbstvertrauen aufzubauen, Freund:innen zu finden … An diesem Abend, als wir alle um 2 Uhr nachts im Kreis auf dem Boden saßen, fasste Padre Gabriel es so zusammen: „Das, was Lazos ausmacht, sind wir selbst, die Menschen, aus denen Lazos besteht“. Ich bin dankbar, dass ich diesen Satz während des nationalen Treffens in Kolumbien erleben und fühlen durfte und hoffe, dass ich ihn ein bisschen auch mit nach Deutschland bringen kann.
Visita al encuentro nacional de Lazos Colombia: „La esencia de Lazos somos nosotrxs mismxs, las personas que formamos Lazos“
A principios de diciembre tuvo lugar el encuentro nacional anual de Lazos en Colombia, en lo que lxs miembros de Lazos, del consejo y lxs voluntarixs de Lazos viajaron desde todas partes de Colombia para pasar unos días juntos. Como el año pasado, todxs se reunieron en Santa Rosa de Cabal, en la región cafetera de Colombia. Se abordaron problemas sociales actuales y se reflexionó e intercambió sobre el propio desarrollo académico y personal, pero también se exploró la región, se hizo senderismo y se bailó. El grupo de Lazos también organizó una fiesta navideña para la comunidad que incluyó una rifa, bingo, comida, música en vivo y baile. La recaudación se destinó a financiar el encuentro de Lazos, ya que las donaciones procedentes de Alemania se destinan exclusivamente a los estudios de lxs estudiantes, y de los demás gastos se hace cargo el grupo en Colombia.
Este año, Noemi, miembro del consejo de Lazos Alemania, tuvo la oportunidad de asistir a la reunión de Lazos en Colombia y comparte aquí con nosotrxs lo que más le conmovió:
Cuando reflexiono sobre el encuentro de Lazos en Colombia, realmente no sé por dónde empezar: me impresionaron y conmovieron tantas cosas y estoy muy agradecida de haber llegado a conocer a Lazos Colombia tan de cerca de esta manera.
En primer lugar, me impresionó cómo el consejo colombiano y lxs chicxs de Santa Rosa de Cabal organizaron y llevaron a cabo toda la reunión, cuánto trabajo y energía pusieron en ello, no sólo durante la reunión, sino también en la semana anterior, cuando algunxs miembros de Lazos ya estaban allí y preparaban la reunión. También fue genial experimentar “en vivo” la idea en la que se basa Lazos, que no es sólo permitir que los miembros estudien, sino también acompañarles en su camino para que se conviertan en miembros responsables de la sociedad, sensibilizarles ante los problemas sociales y apoyarles para que se ayuden y asuman responsabilidades en cuanto a temas sociales. No sólo fue bonito ver que se trataban temas como el conflicto armado en Colombia, el cambio climático y la destrucción del medio ambiente, la marginación de las comunidades afrocolombianas e indígenas o la violencia contra las mujeres, sino también la forma en que se abordaban: se hacían referencias a sus propias experiencias (¿He tenido yo mismo experiencias con el tema? ¿Cómo me afecta a mí y a mi familia?). Además, muchas de las unidades temáticas fueron dirigidas por los miembros mismos, compartiendo así conocimientos y experiencias de forma interdisciplinar.
Sin embargo, dos cosas me conmovieron especialmente durante el encuentro: en primer lugar, las historias de cada unx de los miembros de Lazos y, en segundo lugar, experimentar lo que Lazos significa para cada persona. Durante los días en Lazos, pude hablar con muchxs de los miembros colombianos, conocerlos mejor, hacer amigos, escuchar sus historias y experiencias. Y la mayoría de ellas me dejaron sentimientos mezclado: por un lado, un sentimiento de rabia ante las numerosas injusticias. Porque a menudo son historias tristes que no parecen justas. Tratan sobre golpes del destino, dolor, pérdida y muerte, problemas en la familia, pero también sobre el sentimiento de soledad, la búsqueda de confianza en unx mismo y, una y otra vez, la confrontación con injusticias sistémicas. Además de la rabia de que personas tienen que vivir cosas así, las conversaciones también me dejaron un sentimiento de admiración por los miembros colombianos de Lazos, ya que también eran historias de superación. Porque a pesar de esas experiencias, muchas veces sentía mucho espíritu de lucha, fuerza y energía, motivación para seguir adelante, para cambiar las cosas. Ha sido increíblemente inspirador. Lo que más me conmovió fue ver lo importante que es Lazos para cada persona.
Siempre me ha encantado la idea de Lazos, por eso llevo mucho tiempo formando parte de ello. También sé que muchos miembros de Lazos dicen que Lazos es como una familia para ellxs. Pero creo que justo ahora he comprendido realmente lo que eso significa. Por ejemplo, una profesional de Lazos me contó lo perdida, sola y desesperada que se sentía hace unos años y cómo Lazos le dio el apoyo que no pudo encontrar en ningún otro sitio en aquel momento, que el Padre Gabriel, el director del grupo de Lazos en Colombia le dijo entonces: „Y nosotros te vamos a ayudar“, y la llenó de una sensación de seguridad y protección. Y verla ahora, una mujer segura de sí misma, en su vida profesional, llevando amistades cercanas, persiguiendo sueños, es simplemente maravilloso. Y fue igual de maravilloso experimentar que Lazos es un lugar seguro para muchxs, donde pueden ser quienes son, encontrar apoyo, consuelo y respaldo.
La última noche, después de la fiesta de navideña, de repente, sin planearlo, nos sentamos todxs en un gran círculo en el suelo y empezamos a hablar. Creo que éste fue el momento del encuentro de Lazos que permanecerá más y más vívidamente en mi memoria. Muchos miembros de Lazos se abrieron, compartieron sus historias, dificultades , dolores y miedos, pero también compartieron lo que Lazos es para ellos y cómo les hace sentir ser parte del grupo. Fue un momento increíblemente especial en el que reinó un gran silencio, todxs se escucharon y lloraron juntxs. No es posible expresar el momento con palabras. Pero me mostró lo que Lazos significa en la vida de cada persona. Un nuevo miembro, por ejemplo, dijo que a menudo se siente solo e incomprendido y que durante los días en Lazos, por primera vez en mucho tiempo, sintió que podía ser quien es, se sintió comprendido y no sólo aceptado, sino también querido. Otro miembro, una estudiante que lleva muchos años con Lazos dijo que había sido muy tímida en la primera reunión de Lazos, sin atreverse nunca a hablar delante de lxs demás. Esto me sorprendió, porque parecía muy abierta y segura de sí misma. Cuando le pregunté al respecto, me dijo que Lazos había tenido mucho que ver en este proceso.
Escuchar todas estas historias y experimentar lo que Lazos hace en las vidas de sus miembros, no sólo para sus carreras académicas sino también para su desarrollo personal, no sólo me conmovió profundamente sino que también me motivó a seguir involucrada con Lazos. El apoyo económico es una parte importante que permite a los miembros completar sus estudios, pero lo que hace a Lazos tan especial son las personas que hay detrás y el apoyo humano, social y emocional que viven los miembros en el grupo en Colombia, que les ayuda no sólo a terminar sus estudios, sino también a desarrollarse, curar heridas, ganar confianza en sí mismxs, hacer amigxs… En aquella noche, mientras estábamos todxs sentados en círculo en el suelo a las 2 de la madrugada, el Padre Gabriel lo resumió así: „La esencia de Lazos somos nosotrxs mismos, las personas que formamos Lazos“. Agradezco haber podido experimentar y sentir esta frase durante el encuentro nacional en Colombia y espero poder traer un poco de ella a Alemania.
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